Altar- und Vortragekreuz von 
Karl Matthäus und
Marie Luise Winter, Limburg
 
 

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Das Kreuz

Wie kann ich das Leben mit all seiner Enge ertragen? Wie kann ich die Barrieren überwinden, an denen ich immer wieder scheitere? Wie kann ich es aushalten, dass ich jeden Tag Neues leisten muss und nicht von dem zehren kann, was ich geleistet habe?

Ich weiß nicht, ob sich auch Ihnen diese oder ähnliche Fragen stellen. Aber in ihnen spiegelt siche eine Erfahrung, die wohl jeder von uns kennt: Die Erfahrung der Ambivalenz des Lebens mit seiner Kargheit des Alltags und der Sehnsucht nach gelungenem Leben und Lebensglück andererseits. Ein uraltes Symbol, das in keiner christlichen Kirche fehlt und das uns diese Ambivalenz des Lebens in aller Schärfe vor Augen stellt ist das Kreuz.

"Bis hierher und nicht weiter", scheint es zu sagen. "Hier, Mensch kommst du an eine Grenze, die du mit all deinem Verstand, deinem Können, mit all deinem Wissen und deinen Wünschen nicht überschreiten kannst. Hier bist du auf etwas anderes angewiesen."

Das ist die eine Dimension des Kreuzes. Es gibt aber auch noch eine andere, die dieses Symbol zum Erkennzungszeichen für Christen und das Christentum schlechthin werden ließ. Im Kreuz kristallisiert sich der gesamte christliche Glauben. Schon die äußere Symbolik gibt uns einen ersten Hinweis, um was es dabei geht: Der Längsbalken weist nach oben, in den Himmel, in den jenseitigen Bereich, un der Querbalken steht für das Zeitliche, für das Diesseitige mit all seinen Grenzen und Begrenzungen. Im Kreuz kreuzen sich Endlichkeit und Unendlichkeit, Zeit und Ewigkeit. Und genau an dieser Kreuzung trägt unser Kreuz  ein Relief des Osterlammes aus weißem Elfenbein, ein Symbol für den für uns gestorbenen und auferstandenen Christus. Wer sein Leben im Licht des Kreuzes liest, kann über seine Grenzen hinauskommen und die Erfahrung machen: Ich bin ein endlich-unendliches Wesen.

Für Christen bleibt diese Erfahrung nicht nur eine vage Hoffnung, sondern findet durch den Tod Jesu am Kreuz ihre Gewissheit. In Jesus Christus hat sich der ewige, der zeitlose Gott "gezeitigt" und ist Mensch geworden. Er hat das Menschsein mit allen Konsequenzen durchlebt, bis zum Äußersten, dem Tod am Kreuz. Sein Tod, der auf den ersten Blick wie ein Scheitern aussieht, erweist sich in Wirklichkeit als Durchbruch zu neuem Leben. Die zentrale Erfahrung der ersten Christen war, dass Jesus nicht im Tod geblieben ist. Sein Vater hat ihn auferweckt zu neuem Leben. Sein Sterben war ein Hineinsterben in die himmlische Wirklichkeit.

Leid Krieg, Gewalt und Ungerechtigkeit sind durch den Tod Jesu nicht aus der Welt verschwunden. Aber der Christ, der auf das Kreuz blickt, kann dem Elend ins Auge sehen und dagegen angehen. Er muss es nicht verdrängen, wei er die Gewissheit hat, dass durch Jesus Christus am Ende das Leben über den Tod siegt und die Macht des Todbringenden endgültig ihre Kraft verliert.

Wir laden Sie ein, einem Moment vor dem Kreuz zu verweilen und Ihr Leben gegenzulesen. Vielleicht können auch Sie für sich und Ihr Leben eine neue Perspektive entdecken und die Erfahrung machen, dass im Kreuz, durch alle Begrenzung, durch allen Schmerz und alles Leid hindurch schon das Weiß des Osterlichtes aufleuchtet.